Warum Chips gesund sind und wieso eigentlich jeder Mal nach Amerika muss

Donnerstag, 07.11.2013

Jedes Mal wenn es wieder Zeit für einen neuen Blogeintrag ist, überlege ich mir wie es mir möglich ist die amerikanische Mentalität, das amerikanische Lebensgefühl, das so voll kommen anders ist als das, was von Medien und Politik in Deutschland transportiert wird, in Worte zu fassen.
Vielleicht die Situation vor einigen Tagen im Shelter. Ich saß gerade vor meinem Teller mit dampfendem Mittagessen, als plötzlich dieser breitschultrige Afro-Amerikaner auf mich zu kommt und mit den Worten "That's good for you! Welcome to America!" einen riesigen Haufen Chips auf meinen Teller schüttet.
Oder vor etwa vier Wochen vor unserem ersten Besuch in New York. Ich unterhielt mich gerade auf deutsch mit meiner Mitbewohnerin darüber, ob hier eine ATM-Machine (Geldautomat) in der Nähe sei, als uns plötzlich ein Amerikaner ansprach und uns, nur weil wir das Wort ATM (komischerweise auf Englisch) benutzt hatten, von sich aus den Weg zum nächsten Geldautomaten erklärte.
In Deutschland hätte ich es vielleicht als erfreuliche Ausnahme hingenommen und mich gefreut. Hier ist die freundliche Grundeinstellung einfach die Mentalität.

Wahrscheinlich könnte ich schon jetzt, nach meinen noch nicht einmal 2 Monaten in den Staaten, unzählige solcher kleinen Geschichten erzählen, die das "Amerika-Feeling" ausmachen. Aber man kann eine Mentalität einfach nicht beschreiben. Amerika muss man erleben!
Allerdings gibt es natürlich auf der anderen Seite auch eine Menge komische, verrückte Menschen und sicherlich auch ziemlich viele Idioten - von Politik will ich gar nicht erst anfangen. Vor einigen Tagen zum Beispiel, als wir Philly- und Camden-Freiwilligen zum Essen eingeladen waren, erzählte eine Frau die ebenfalls anwesend war, dass sie vor kurzem von ihrem Bruder gebeten worden wäre, ihm eine Waffe zu kaufen - Für den Fall einer Zombieapokalypse.

Am Ende komme ich aber immer wieder zu dem Schluss, dass man diese facettenreichen Erlebnisse und Erfahrungen einfach nicht annähernd in Worte fassen kann.
Deswegen die Empfehlung an alle, die die Gelegenheit haben: Macht euch ein eigenes Bild von Amerika!

Am Samstagmorgen haben meine Mitbewohnerin und ich uns endlich das erste Mal aufgerafft und sind zum Camden Youth Soccer Club (CYSC) gegangen, nachdem wir es uns vorher bereits eigentlich jede Woche vorgenommen hatten. Das ist eine Art Fußballprojekt, dass jede Woche Samstag von 10 bis 12 Uhr stattfindet. Dort werden Kinder von 4 - 14 Jahren unverbindlich trainiert. CYSC ist die einzige Möglichkeit für Jugendliche in Camden Fußball außerhalb der Schule zu spielen. Von dem Projekt haben wir von einer unserer Vorgängerinnen erfahren, die dort letztes Jahr bereits trainiert hatte und uns die E-mail-Adresse des Organisators Gerald hinterlassen hatte.
Nach circa 45 Minuten joggen (wir haben uns nur einmal verlaufen!) kamen wir endlich auf dem Fußballplatz an und waren erstmal total überrascht wie viele Kinder da waren. Während einem kurzen Gespräch mit Gerald erfuhren wir dann, dass heute trotz gutem Wetter leider nicht so viele Kinder da waren. Normalerweise hätten sie wohl über 100 Kinder. What?! Naja.  
Die Kinder sind beim CYSC immer nach dem Alter in Gruppen eingeteilt und zur besseren Übersichtlichkeit tragen sie Socken in den Farben ihrer Altersgruppe. Ich habe leider keine Ahnung mehr welche Gruppen und welche Farben es gibt. Das einzige was mir hängen geblieben ist, ist dass wir dann beim Trainig der Red- und White-Socks helfen durften.
Das hat echt total viel Spaß gemacht und am Ende beim Abschlussspiel  war ich echt froh nach einer gefühlten Ewigkeit endlich noch mal ein bischen kicken zu dürfen!
Hoffentlich schaffe ich es in Zukunft öfter dort hin zu gehen.

Abends hatte der Länderbeauftragte (LBA - hat ASF eigentlich für alles eine Abkürzung??) von ASF, Mark, uns Philly- und Camden-Freiwillige dann noch zum Pizza-Essen zu sich nach Hause eingeladen.
Einen LBA gibt es in jedem Land, in das ASF Freiwillige entsendet. Dieser ist gleichzeitig auch Chef des dortigen Landesbüros und macht so ziemlich alles an Arbeit was in dem jeweiligen Land anfällt. Das bedeutet von der Planung der Seminare, die vier Mal im Jahr stattfinden, über die Besuche jedes einzelnen Projektes die zwei Mal im Jahr stattfinden, bis Hin zur "einfachen" Ansprechperson für die Freiwilligen so ziemlich alles.
Dies ist eine Besonderheit bei ASF, da ASF die einzige Entsendeorganisation für Freiwilligendienste in Deutschland ist, die in jedem "Entsendeland" einen solchen Mitarbeiter beschäftigt, was ich persönlich wahnsinnig wichtig finde!

Dort waren wir auf jeden Fall eingeladen, worüber wir uns total gefreut haben, da Mark zum einen super nett ist und zum anderen, weil wir dann auch schon einmal die Möglichkeit hatten, ein wenig Rückmeldung über unsere Arbeit in den Projekten zu geben und uns über verschiedene Probleme zu unterhalten.
Außer uns war dann noch der Partner von Mark, sowie ein Freund von ihm, den wir bereits während unserer Orientierungstage kennen gelernt hatten, mit seiner Freundin da. Alles wahnsinnig witzige, ein bischen verrückte aber total nette Leute.
Da war es natürlich klar, dass auch der Abend extrem witzig war und eine Menge lustiger Gespräche entstand.
Eigentlich waren wir später auch noch auf einem Geburtstag eines deutschen Freiwilligen der EKIR (evangelische Kirche im Rheinland) eingeladen. Allerdings hatten wir so viel Spaß bei Mark, dass wir die Uhr ein wenig aus dem Auge verloren und es dafür dann zu spät wurde.

 

Im Shelter hat sich dann seit Montag auch eine neue Situation ergeben. In der Küche in der ich hauptsächlich arbeite, haben nun innerhalb von ca. einer Woche beide "Küchenchefs" aufgehört, weswegen nun zum einen eine neue Mitarbeiterin die Küche leitet und zum anderen auf mich etwas mehr Verantwortung zu kommt, da ich nun im Grunde am zweitmeisten Erfahrung in der Küche habe (6 Wochen!!). Trotzdem bin ich mir sicher, dass das ganz gut funktionieren wird.
Als letzten Freitag dann auch der zweite der beiden "Chefs", Poogie, seinen letzten Tag hatte, war ich nachmittags trotzdem plötzlich ziemlich traurig als ich mich von ihm verabschiedet habe, wodurch mir dann zum ersten Mal bewusst wurde, dass mir einige der Leute dort schon jetzt ziemlich wichtig geworden sind.
Kurz bevor ich Schluss hatte, bat mich Poogie dann aber noch ihm meine Handynummer zu geben und versprach mir, mich anzurufen, wenn er mal in der Nähe ist, was mich total gefreut hat!

 

Das war es nun im Groben für diese Woche. Eigentlich hatte ich mir erhofft, wenn ich in kürzeren Abständen schreibe, würden die Einträge ein wenig küzer, aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein.
Naja, vielleicht ändert sich das ja nächste Woche.

 

Liebe Grüße aus Camden

Christopher

 

Philly bei Nacht Camden bei Nacht

 

Bei Interesse an Inhalten zum Thema Digitalisierung an Schulen könnt ihr euch auf schule-digital-begreifen.de informieren.