Frühjahrslebenszeichen

Dienstag, 06.05.2014

Nach längerer Zeit kommt jetzt endlich noch einmal ein Update von mir. Da seit dem letzten Eintrag wirklich ganz schön viel passiert ist werde ich leider nicht über alles schreiben können.
In Kurzform sah es ungefähr so aus:

- Irgendwas zwischen Januar un Feburar ist passiert. Kann nicht so wichtig gewesen sein, da es mir spontan nicht einfällt -

Ab Februar:

Mein Bruder war zu Besuch. Wir waren unter anderem in San Francisco.Währendessen waren zwei Freunde von mir waren zu Besuch. Nach viel Unternehmungen (u.a. NY und D.C.) und einer Menge Spaß sind diese nach zwei Wochen wieder abgereist.
Nach insgesamt fünf Wochen ist auch mein Bruder wieder abgereist.
Ich hatte ca. zwei Wochen ein wenig Ruhe.
Dann sind meine Eltern samt Bruder und Schwester über Ostern zu Besuch gekommen. Auch diese sind nach zwei Wochen wieder abgereist. Einen Tag später bin ich zu unserem Halbjahres-Seminar nach Washington D.C. gefahren. Und von dort bin ich Samstag zurück gekommen.

Wie man sehen kann waren die letzten Monate von viel Besuch und Reisen geprägt. Dazu kamen dann natürlich noch Erlebnisse auf der Arbeit die allerdings nicht mehr so präsent in meinem Kopf sind.

Ganz frisch ist dagegen noch die Erinnerung an unser bereits erwähntes Seminar. Zu diesem Zweck sind alle Freiwilligen unserer Organisation hier in den USA in Washington zusammen gekommen um gemeinsam Erfahrungen und Eindrücke aus den Projekten zu reflektieren, aber auch um einige neue Denkanstöße zu bekommen.

Die Idee des Programmes war, möglichst alle Arbeitsfelder in denen unsere Freiwilligen arbeiten abzudecken. Zu Beginn stand aber natürlich trotzdem erst einmal ein wenig Sightseeing und zu diesem Zweck haben wir uns in Kleingruppen und mit bestimmten Aufgabensstellungen verschiedene Memorials angeschaut und anhanddessen später einen Vergleich der Erinnerungskultur in den USA und Deutschland angestellt.

Nach diesem "Eingewöhnungstag" stand dann das erste größere Event an: Im Göthe-Institut haben wir uns den Film "Hannahs Reise", der momentan auch in Deutschland im Kino läuft, zusammen mit verschiedenen Gästen angeschaut und im Anschluss daran gab es eine kurze Podiumsdiskussion mit einer unserer Freiwilligen und einer amerikansichen Jüdin, die über ihre Erfahrungen bei ihrem ersten Deutschlandbesuch erzählte.
Der Film handelt von Hannah, die um ihren Lebenslauf aufzubessern, einen Friedensdienst bei "Aktion Friedensdienste" (Die Ähnlichkeit des Namens zu "Aktion SÜHNEZEICHEN Friedensdienste" ist verblüffend...) in Israel ableistet. Es kommt wie es kommen musste und sie verliebt sich in einen jungen Israeli und die Geschichte nimmt ihren Lauf...Ich möchte ja hier nichts vorweg nehmen für diejenigen die den Film noch sehen möchten. ;-)

Der Film war durchaus interessant, auch wenn er von einem Großteil der Freiwilligen sehr kontrovers diskutiert wurde. Das was ich aber viel spannender fand, war die Podiumsdiskussion im Anschluss daran.
Courtney (ich glaube das war ihr Name) war im Rahmen des inzwischen zu ASF gehörenden Programmes "Germany Close Up" nach Deutschland gereist und hatte sich dort neben vielen anderen Dingen auch das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin angesehen. Dort sei sie unvermittelt in Tränen ausgebrochen. Allerdings nicht aus den vielen Gründen die man annehmen könnte, aufgrund der Schrecklichkeit des Holocausts oder auch der Tatsache, dass sie selber Jüdin ist.
Der Grund war Wut. Wut darüber, dass das Denkmal so abstrakt dargestellt ist, dass es in ihren Augen die Aussagen, die es eigentlich haben sollte verschleiert und in keiner Weise spezifisch an den Holocaust erinnernt. Das war für mich persönlich eine Ansicht über die ich noch nie in dieser Hinsicht nachgedacht hatte, da ich nie den Sinn in so krassen Darstellungen wie den Bildern der Leichen in Holocaust-Museen gesehen habe.

Außerdem erzählte sie noch davon wie ihre Großmutter, selbst überlebende des Holocausts, vollkommen entsetzt war als sie von den Plänen ihrer Enkelin hörte, das Land zu besuchen das ihr so unfassbares Leid zugefügt hatte. Das ging soweit dass die Großmutter ihr verbieten wollte nach Deutschland zu reisen, da sie fest davon überzeugt war, dass ihre Enkelin nicht mehr zurückkommen würde weil man sie in Deutschland festhalten würde.
Dieser Teil hat mich sehr betroffen gemacht, da ich den Sinn dieses Friedensdienstes auch ein Stück weit darin sehe im Ausland das Bild eines neuen Deutschlands zu vermitteln in dem Meinugsfreiheit und Demokratie wichtige Grundwerte sind und in dem sich die Gesellschaft zu wehr setzt wenn Unrecht passiert.
Nun zu sehen, dass es Menschen gibt die noch immer eine immense Angst vor dem Land haben in dem ich aufgewachsen bin und in dem ich mich (zumindest weitesgehend) wohl und frei fühle hat mich ziemlich traurig gestimmt.
Auf der anderen Seite zeigt es mir einmal mehr, dass es gut ist was ASF tut und dass es einen Sinn hat.

Weitere Programmpunkte waren noch ein Vortrag einer Frau, die im Alter von sechs Jahren mit ihren Eltern von Deutschland nach Amerika ausgewandert ist und nun als Lobbyistin für eine Menschenrechtsorganisation arbeitet, die sich für Flüchtlinge einsetzen, ein Vortrag einer amerikanischen Autorin die sich mit (deutscher) Versöhnungspolitik beschäftigt, ein Empfang im Kongress zur Veröffentlichungen eines Buches über die zerstörten Synagogen in Deutschland während der NS-Zeit zu dem wir eingeladen waren und einige andere Dinge.

Vor allem war es aber schön die anderen Freiwilligen wieder zu sehen Zeit zusammen zu haben. Währenddessen habe ich auch den Flug für meinen Chicago Besuch Anfang Juni besucht, auf den ich mich wahnsinnig freue!

Ich hoffe es ist durchgeklungen, dass es mir gut geht und ich immer noch sehr gut zurecht komme. Acht Monate sind nun schon vergangen und so langsam aber sicher muss ich schon Vorbereitungen für die Zeit nach meinem FSJ treffen. Verrückt.

Viele liebe Grüße aus Camden

Christopher

 

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