Berichte von 09/2013

Einleben in Camden

Freitag, 27.09.2013

Unser zweiter Donnerstag in Camden. Das bedeutet: Die erste Woche ist rum! Aber irgendwie fühlt es sich gar nicht so an. Seit ich in den USA bin, habe ich jede Einschätzung für die Zeit verloren. Auf der einen Seite fühlt es sich an, als wären wir gerade erst in den USA angekommen, aber auf der anderen Seite fühle ich mich schon so wohl in unserer Wohnung, als würde ich hier seit Monaten wohnen.

Seit einer Woche bin ich jetzt, zusammen mit meiner Mitbewohnerin, in unserem eigenen kleinen Haus in Camden. Sie ist ebenfalls Freiwillige bei ASF und arbeitet in der Schule die zu der Gemeinde gehört, in der ich unter anderem arbeite.

Als wir letzte Woche Mittwoch, abends gegen 20 Uhr, das erste Mal unsere neue Heimat betraten war unsere Reaktion noch sehr verhalten. Das lag schlicht und ergreifend daran, dass das Haus trotz entsprechender Vorwarnung doch in einem schlechteren Zustand ist, als wir es uns erhofft hatten. Da ist zum Beispiel dieses Regalbrett welches an einer Wand im Wohnzimmer montiert ist, aber einfach herrausbrach als ich meinen Schlüssel(!!!) darauf gelegt habe. Oder diese riesige Plastikplane, die laut Pastor Carol seit dem großen Sturm letzes Jahr dort hängt (um das Haus zusammen zu halten?!).

  Treppe zur zweiten Etage

Doch inzwischen haben wir uns beide hier eingelebt und fühlen uns schon pudelwohl. Die nächsten Tage stehen dann noch einige Aufräum-, Umräum- und Streichaktionen an, bis das Haus dann hoffentlich unseren Vorstellungen entspricht! :-)

 

Schon letzte Woche Donnerstag hat uns die Pastorin unserer Gemeinde (und damit auch eine meiner beiden Supervisoren) in der Nachbarschaft vorgestellt und uns geholfen erste Dinge wie zum Beispiel das Einrichten eines Bank-Kontos oder das beosorgen einer amerikanischen Handy-Nummer zu erledigen.

Letzte Woche Freitag stand dann das nächste wichtige Ereignis an: Mein Erster Arbeitstag bei "New Visions Homeless Day Shelter", einem Tagesaufenthalt für Obdachlose Menschen. Ich war durchaus ein bischen aufgeregt, weil ich gar keine Ahnung hatte was auf mich zukommen würde. Dort angekommen wurde ich dann sofort von meinem zukünftigen "Chef" empfangen, der mich gleich ein bischen rumgeführt hat und dann auch meine Vorstellung gegenüber einigen Mitarbeitern und Klienten übernahm.

Die ersten Tage habe ich nun schon beim Vorbereiten und Ausgeben von Frühstück und Mittagessen geholfen und nächste Woche soll ich auch ein wenig in die Büroarbeit eingeführt werden.

 

Trotz der vielen guten Erfahrungen habe ich mich doch das ein oder andere Mal gefragt, warum ich gleich bei meinem ersten Besuch in die Vereingten Staaten, für ein ganzes Jahr in die gefährlichste Stadt der USA gehe. Denn die Kriminalität und Armut ist hier alltäglich spürbar. Kein Tag vergeht, an dem ich nicht morgens und nachmittags am Transportation Center (quasi der "Hauptbahnhof" von Camden) von verschiedenen Menschen um Geld gebeten werde. Und auch von Drogendealern die verschiedensten Drogen angeboten zu bekommen, ist mittlerweile absolut keine Seltenheit mehr. Doch wenn ich dann mit einem Obdachlosen im Shelter sitze, mir einen Teil seiner Lebensgeschichte anhöre und am Ende des Gesprächs die Worte "It's good to have you here" (=Es ist gut dich hier zu haben) höre ist all das vergessen. In solchen Momenten wird mir einfach bewusst, dass das Jahr vielleicht nicht einfach wird, aber hier auf jeden Fall die Hilfe gebraucht wird.

 

Das war es fürs erste mit der aktuellen Zwischenmeldung. Ich freue mich natürlich immer über E-Mails oder andere Nachrichten! ;-)

Viele Grüße


Christopher

Endlich in den USA!

Donnerstag, 12.09.2013

23:10 Ortszeit Philadelphia. Endlich finde ich nach einigen wahnsinnig ereignisreichen Tagen Zeit, um mich noch einmal zu melden.

Am zweiten September begann das Vorbereitungsseminar in Hirschluch, in Brandenburg, in welchem wir auf unser kommendes Jahr vorbereitet werden sollten. Doch am Anfang stand vor allem die Freude, bereits Bekannte Gesichter wieder zu treffen bzw. die Freiwilligen des eigenen Landes kennen zu lernen.

In den folgenden Tagen hatte das Team von ASF ein buntes Programm für uns 130 Freiwilige erstellt, was von einem Gespräch mit einem Zeitzeugen des Holocaustes in Haus der Wannsee-Konferenz, über einen "speziellen" Stadtrundgang durch Berlin-Neuköln oder eine grandiose Lesung eines Autors dessen Namen ich leider vergessen habe, bis hin zu Projektarbeitsgruppen in denen wir über Bergriffe wie Sühne, Schuld oder Verantwortung diskutiert haben sehr vieles bedeutet hat. Allerdings durfte natürlich auch der Spaß nicht zu kurz kommen und so wurden einige lustige Abende in geselliger Runde verbrachte, bei denen man innerhalb kürzester Zeit viele neue Freund- und Bekannschaften schloss.

Doch leider ging die Zeit viel zu schnell vorbei und so hieß es schon nach acht Tagen erneut Abschied nehmen, was echt nicht leicht war. Doch auch die Vorfreude auf die USA war natürlich riesig und so machten wir uns am 10.09. um 4:50 in der Früh Richtung Berlin auf, um von dort aus über Frankfurt nach Newark, New-Jersey zu fliegen. Diese ätzend lange Reise wurde noch gekrönt durcht die Tatsache, dass wir von Newark aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Philadelphia fahren mussten, was noch einmal einige Stunden Zeit kostete. Dementsprechend müde waren natürlich alle, so dass wir nach einem späten Abendessen (Pizza und Coke - Was sonst?!) endlich in unsere Betten im Hostel fallen durften, welches für die nächsten 8 Tage unsere Unterkunft sein wird.

Heute sind wir dann das erste Mal nach Philadelphia reingefahren und ich wurde erschlagen von den vielen neuen Eindrücken! Alles wirkte vollkommen surreal. Egal ob die aus amerikanischen Filmen bekannten kleinen Häusern, mit kleinen Vorgärten, die allgegenwärtigen Klimaanlagen, oder die riesigen Wolkenkratzer in Downtown. Alles läuft wie ein Film ab und ich kann noch gar nicht richtig glauben, dass das für ein Jahr meine neues zu Hause sein soll. Aber ich freue mich riesig darauf!

Naja, das soll für heute genug sein. Ich bin wahnsinnig müde, muss auch erst mal ein bischen die neuen Eindrücke verarbeiten und demenstsprechend wird wahrscheinlich dieser Eintrag aussehen, aber jetzt sind erst einmal wieder alle auf dem neusten Stand der Dinge. :-)

Viele liebe Grüße aus den USA!

 

Christopher

Startschuss!

Montag, 02.09.2013

Hallo zusammen,

am heutigen Montag startet mit dem Vorbereitungsseminar in Hirschluch die letzte Vorbereitung auf meinen Friedensdienst in Camden in den USA.

Am 10. September werde ich dafür von Berlin aus, über Frankfurt nach Newark, New Jersey fliegen. Von dort aus werden wir - also ich und die ca. 20 anderen Freiwilligen von Aktion Sühnezeichen - mit dem Zug nach Philadelphia fahren, wo unser Länderseminar stattfindet, bevor ich dann endlich nach Camden in mein Projekt gehen werde.

Camden ist eine der ärmsten Städte der USA und lag in der Kriminalitätsstatistik des FBI in den vergangen Jahren immer in den Top 10 - negativ gesehen. 90 Prozent der Bevölkerung sind entweder Hispanics oder Afro-Amerikaner. Ich als "Weißer" werde also dort zu der krassen Minderheit gehören.
Ich werde in einem kleinen Haus, zusammen mit einer weiteren Freiwilligen von ASF in Camden wohnen.

Vormittags, bzw. werktags, werde ich im New Visions Homeless Day Shelter aktiv sein. Dieses Shelter ist ein Tagesaufenthalt für Obdachlose Menschen. Dort gibt es zum Beispiel die Möglichkeit eine warme Mahlzeit zu bekommen, Wäsche zu waschen, zu duschen oder Unterstützung bei der Arbeitssuche zu bekommen.
Nachmittags und vor allem am Wochenende werde ich in der örtlichen evangelischen Gemeinde helfen und die Pastorin bei ihrer Arbeit unterstützen. Das heißt, dass ich bei der Gottesdienstvorbereitung helfe, Hausmeistertätigkeiten übernehme oder zuständig bin für die Organisation und Leitung eines Jugendgottesdienstes.

"Entsendet" werde ich von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V., einer gemeinützigen Organisation die sich schon seit einigen Jahrzenten für die Auseinandersetzung mit dem Holocaust einsetzt.

Hier werde ich während dem Jahr (hoffentlich regelmäßig) von meiner Arbeit und meinen Aktivitäten berichten und alle Interessierten auf dem Laufenden halten.

Jetzt gehts also los und ich freue mich schon total die ganzen anderen Freiwilligen kennen zu lernen!

Viele Grüße

Christopher